Post Mortem: Fart Fiasco – Teil 1
Mein Spiel-Projekt Fart Fiasco ist nach vielen Jahren in ungewissem Zustand zu einem Ende gekommen und auf Steam letztlich final veröffentlicht. Lief dieses Projekt besonders gut? Nicht so richtig. Lief es besonders schlecht? Eigentlich auch nicht. Irgendwie war es von all meinen Projekten eines der chaotischsten. Zeit für eine Post-Mortem-Rückschau.
Wie alles begann
Irgendwann im Sommer 2016 fiel mir ein Stofftier in die Hände. Die ungewöhnlich kugelrunde Körperform dieser Kuh fand ich super witzig und begeisterte mich sofort.
Es dauerte auch nicht lange, bevor die Ballonform den Gedanken weckte, dass diese Kreatur flugfähig sein muss. Dabei erscheint es nur logisch, dass der Wiederkäuer abhebt, weil ihn ein übermäßiges Volumen an Verdauungsgasen enorm aufbläht. Die Idee für eine interaktive Interpretation in Form eines Computerspiels war geboren.
Farting Apps und andere Trends
Ich hatte relativ schnell einen Prototyp gebastelt, den ich nicht öffentlich, aber für individuelle Gespräche in der Tasche hatte, als ich im August 2017 mein bis dahin laufendes Projekt A Room Beyond auf der gamescom ausstellte. Dabei kam unter anderem auch zu Tage, dass sich zu dieser Zeit Farting Apps besonders in Frankreich einer zunehmenden Beliebtheit erfreuten. Diese Spaßprogramme spielen häufig lediglich Geräusche ab und haben kaum tiefergehende Funktionalität, was aber nicht verhindert, dass die Downloadzahlen teils sogar im zweistelligen Millionenbereich liegen. So primitiv diese Art von Humor auch erscheinen mag, so amüsiert er Menschen nicht erst heute, wie man am Beispiel einer legendären Show-Einlage am Moulin Rouge um 1900 sieht, von der es sogar ein Video gibt. Von Shakespeare, Mark Twain und Jonathan Swift („Gullivers Reisen“) sei Flatulenz-Humor bekannt und selbst der älteste aufgezeichnete Witz der Welt fällt angeblich unter diese Kategorie. An sich sollten das also scheinbar relativ gute Markt-Voraussetzungen für mein Spielthema sein.
Eine Gelegenheit für Spiele
Ein weiterer Trend, der zumindest in meiner Wahrnehmung zu dieser Zeit verstärkt aufkam, waren die Gelegenheitsspiele. Mit dem um 2018 veröffentlichten (und inzwischen schon wieder eingestellten) Facebook Gameroom flutete eine Welle von Casual Games die Spielewelt. Allen voran wuchsen die Spiele des Casual-Königs King, sowie diverse Varianten von Aufbausimulationen, die sich oft in landwirtschaftlichen Motiven bewegten, wie zum Beispiel Zynga’s FarmVille. Vor allem der niedlich-bunte Bauerhof-Look von Farm Heros Saga stellte eine große Inspiration für mein Spielprojekt dar, das mittlerweile den selbstironischen Namen Fart Fiasco trug.
Mir war früh klar, dass es sich bei Fart Fiasco um ein Gelegenheitsspiel handeln soll, das auf extrem einfacher, minimalistischer Spielmechanik beruht. Herausforderungen, die auf Impuls, Reaktion und Geschick basieren, sollten mit Physiksimulation und klar abgegrenzten Leveln zu einem kurzweiligen, aber auch kurzfristigen und jederzeit unterberechbaren Spielerlebnis führen. Es bot sich hierfür an, ein Spiel für Mobilgeräte zu entwickeln. Ein entscheidender Fehler, wie sich herausstellen sollte.
Weiter in Teil 2: Post Mortem: Fart Fiasco – Das mobile Minenfeld