Ludologie und Narratologie im Game-Design

Der Charakter eines Spiels lässt sich danach beurteilen, wie stark die erzählerische Komponente eine Rolle spielt. Dadurch ergibt sich eine Achse zwischen den Begriffen Ludologie und Narratologie, auf der sich Spiele einordnen.

Ludologie

Der Begriff Ludologie beschreibt im Allgemeinen die Wissenschaft des Spielens. In der Gegenüberstellung ist der spielmechanische Teil der als ludologisch bezeichnete. Dabei spielen z.B. Eingabeformen, Spielregeln und Abläufe die zentrale Rolle. Ein ludologisches Spiel ist z.B. Tetris, da keine Geschichte erzählt und praktisch ausschließlich auf der Bausteininteraktion beruht.

Narratologie

Die Narrative ist einigen vielleicht noch aus dem Deutschunterricht bekannt. Es beschreibt das Erzählen einer Geschichte. Narrative Spiele zeichnen sich durch einen hohen Anteil der Handlung am Spielgeschehen aus. Filmartige Spiele wie Heavy Rain lassen die Spielenden ein Abenteuer erleben, das ohne die Geschichte nicht funktionieren würde. Die Steuerung, die hier dem ludologischen Anteil entspricht, ist nur Mittel zum Zweck.

Einordnung von Spielen

Auf einem ludologisch-narrativen Strahl lassen sich Spiele schnell einordnen. So würde Tetris ganz links stehen, Heavy Rain oder auch die Telltale-Games auf der rechten Seite. Würde man den Strahl weiter nach rechts ausdehnen, erreichte man die statischen Medien wie Film, Fernsehen und Bücher. Spiele, die Anteile aus beiden Bereichen aufweisen, ordnen sich entsprechend ihrer Gewichtung entlang des Strahls an. Ausgewogene Titel, bei denen sowohl die Handlung als auch die Spielmechanik eine wichtige Rolle spielen, sind z.B. Super Mario oder Legend of Zelda.

Baseball ist an sich ein ludologische Spiel. Im Harley Quinn-Cosplay nimmt der Schläger die Rolle als Waffe und Accessoire ein, wodurch er Teil einer Erzählung wird. Foto: Elias de Carvalho/pexels.com

Ein Werkzeug im Game-Design

Die Einordnung des eigenen Spielkonzepts in die oben beschriebene Achse führt einem die Wichtigkeit des ludologischen oder narrativen Anteils vor Augen. Da ein Spiel immer für die Zielgruppe entwickelt wird, gibt die Einordnung Aufschluss darüber, welche Interessen bedient werden müssen.

In einem narrativen Spiel muss das Erlebnis auf die Erzählung der Handlung hin optimiert werden, weil es ein essentielles Ziel der Spieler ist, die Geschichte zu erkunden. In einem ludologischen Konzept muss der Schwerpunkt auf der Mechanik liegen, eine Story würde hier womöglich ablenken.

Es gibt heute sehr wenige Spiele ohne ein narratives Konzept, auch wenn dieses nicht im Mittelpunkt steht. Ein Beispiel dafür ist etwa Candy Crush Saga. Das Spiel besitzt eine kleine Rahmenhandlung, die eigentlich nichts mit dem Spiel an sich zu tun hat, aber zu einem einzigartigen, kurzweiligen und attraktiven Spielerlebnis beiträgt.

Behalte also immer die Essenz deines Spielkonzepts im Auge und überlege ob das erstellte Spielelement die Geschichte bzw. Spielmechanik unterstützt.

Zusammenfassung

Ludologische Spiele sind Spiele, deren Fokus auf der Spielmechanik liegt. In narrativen Spielen geht es um das Erleben einer Handlung. Viele Spiele enthalten Anteile aus beiden Welten. Welche Seite stärker wiegt, zeigt die Schwerpunkte, auf die das Game-Design hin optimiert werden sollte.

Tim Greinus

Hallo, ich bin Tim und studiere an der Hochschule Kempten Informatik-Game Engineering. Meine Leidenschaft für Videospiele entdeckte ich schon lange vor meinen Teenager-Jahren. Aktuell arbeite ich an eigenen Projekten und bin als Tutor für den Bereich Game-Design und Game-Engineering tätig. Mein Traum ist es den Menschen das Medium Computerspiel näher zu bringen und ihnen dabei zu helfen, ebenfalls vielleicht in diese Branche einzusteigen.